Ahrenshoop

Ein Gedicht über den Ort Ahrenshoop - im Rahmen von Weiter Schreiben - ein literarisches Portal für Autor*innen aus Krisengebieten.

Fotografie: Giath Taha, Lina Issa / aus der Serie "sea of stories (2017)
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Fotografie: Giath Taha, Lina Issa / aus der Serie "sea of stories (2017)

Ich verließ es unverändert

Ahrenshoop, das Kleine, das nicht altert

Mit einer unberührten Schneedecke empfing es mich

Mit einer unberührten Schneedecke verabschiedete es mich

Als wäre ich nicht gewesen

Ahrenshoop wäscht seine Besucher aus seinem Gedächtnis

Und erwacht unbefleckt

Ahrenshoop

Mit seinem seltsamen Rhythmus

Schafft Unsicherheit beim Willkommensfest

Raubt das Licht der Sonne, des Feuers, des Kamins und der Frauen

Seit ich es betreten habe, bin ich gealtert

Ich betrachte das Meer

Es beachtet mich nicht

Als hätte es nicht meine Familie verschluckt und wieder ausgespien

Es beachtet mich nicht

Wie eine alte Frau, die ihre Katze streichelt und Schwerhörigkeit vorschützt

Ich zähle die Möwen

Wenn ich ein Kellner wäre, fragte ich sie:

Hat es Ihnen geschmeckt?

Ich sitze im Malkasten

Zusammengepackt wie ein Schneeball

Und zergehe in meiner Schwärze

„Du bist eine Welle“

Sagte Ahrenshoop zu mir

Während es das Meer am Ohr zog

„Du kamst aus dem Nichts

Der Wind trieb dich hierher

Du wuchsest, bis du glaubtest, du seist frei

Du nahmst Boote, Möwen und Strohhalme mit

Du dachtest, du seist stark

Schäumtest eine schwere Gischt auf

Und tanztest

Du erhobst dich, zogst dich zurück

Und schwollst wieder an

Bis du mich schließlich erreicht hast, schwach und alt

Eine Welle, die an meinem Strand stirbt und verschwindet“

Dieser Text erschien zuerst auf weiterschreiben.jetzt.


Dieser Text wurde von Lilian Pithan übersetzt.